Erkundungsfahrt zum Klettern nach Griechenland

veröffentlicht am von

Der erste Schnee im November ließ Timo und Felix erstmal kalt und sie setzten sich kurzerhand ins Auto, um gen Süden auf Entdeckungsreise aufzubrechen. Ihr ambitioniertes Ziel: Griechenland, genauer der Peloponnes. Schon seit geraumer Zeit wird in der Szene von fabelhaftem Fels rund um Leonidio und Kyparissi berichtet. Aber auch andere Namen wie Meteora weckten die Neugier der beiden Freunde. Hier ein kleiner Bericht über ihren Kletter-Roadtrip nach Griechenland:

Kletterzeug, Kletterführer, Schlafsack, Kaffeekocher, Bücher, Gitarre und Laptop in Timos Caddy, Kompassnadel Richtung Süden ausgerichtet und schon waren wir auf der Straße. Aufgrund des Schneefalls in Österreichs, des im Süden liegenden Adriatiefs sowie der Tatsache, noch 36 Stunden Zeit bis zur Abfahrt der Fähre von Ancona nach Patras zu haben, beschlossen wir spontan, nach Slowenien in das bekannte Osp zu fahren. Es lohnt wirklich immer, der imposanten Felsarena von Misja Pec einen Besuch abzustatten. So fanden wir trotz des wechselhaften Wetters viel trockenen Fels und stimmten uns auf die steile Kletterei ein, die in der nächsten Zeit auf uns zukommen sollte. Das Motto nämlich: Kein grauer Fels! 😉

 

Weiter gings dann nach Ancona zum Hafen und dann mit der Fähre über die Adria nach Patras. Wir machten es uns gemütlich auf Deck, sinnierten bei frischer Brise in wunderschönen Meeresstimmungen und steckten die Köpfe in unsere Bücher, bis es uns langsam in einen Winkel und in die Schlafsäcke zog. Am nächsten Morgen schifften wir bereits stets an der griechischen Küste entlang, bis wir schließlich gegen Mittag in Patras einliefen.

Wir beschlossen, zunächst ins bergige Hinterland von Patras zu fahren, um dem Klettergebiet bei Alepochori einen Besuch abzustatten. Ein wahrhaftig toller Spot, nicht umsonst im Kletterführer „Greece. Sportclimbing: Best of“ vom griechischen Kletterpionier Arus Theodoropoulos als „one of the best hardcore sport crags in greece“ bezeichnet. Wir jauchzten die Tufas und Stalaktiten hinauf und tüftelten auch die ein oder andere technisch schwierigere Stelle aus, bis die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand und die Dunkelheit einbrach. Was für ein erster Eindruck!

Am nächsten Morgen, nach einem ausgedehnten Frühstück und einem Sprung ins erfrischende Nass, fuhren wir auf der gut ausgebauten Autobahn in Richtung Athen. Es lockten uns die Bilder des Klettergartens Mavrosouvala, welcher sich versteckt ca. 40 km im Hinterland von Athen verbirgt. Die Zufahrt mussten wir etwas verkürzen, da der Weg immer schlechter wurde, die Zustiegszeit verlängerte sich aber trotzdem nur um 3 Minuten. Die Kletterei war steil und nicht so einfach, aber durchaus begeisternd. Wir kamen trotzdem zum Schluss, dass wir die etwas „mühsame“ Anfahrt für diesen Fels nicht noch einmal in Kauf nehmen würden. Mit müden Armen steuerten wir das Lenkrad zurück nach Athen und kämpften uns stundenlang durch den Stadtverkehr. Inmitten der Stadt trafen wir uns mit Alikh, einer alten Freundin von Felix. So verbrachten wir gemeinsam einen schönen Abend in Athen, bestaunten die über der Stadt thronende Akropolis mit dem hell erleuchteten Pantheon und schlenderten dort durch die netten Gässchen.

Der herzliche Abschied war spät in der Nacht, und gleich vertrieb es uns wieder aus Athen. Da wir uns das Stadtverkehrdelirium am nächsten Morgen ersparen wollten, kofferten wir die paar Stunden noch weiter bis nach Nafplio.

 

Erst spät am Morgen kamen wir nach dieser langen wachen Nacht aus den Federn. Aber das war auch nicht tragisch, da heute nur Chillen und Baden am Meer angesagt war. Irgendwann bissen uns dann doch die Ameisen in den Hintern und wir spazierten zügig mit ca. 8 km/h die Küste die paar Kilometer an der Küste ins Stadtzentrum und wieder zurück. 😉 Nebenbei verschafften wir uns einen Eindruck von den guten Klettermöglichkeiten dort. Unter Sternenhimmel und Meeresrauschen wurde noch großartig aufgekocht und bei leckerem Wein und Gitarrenmusik der Abend gestaltet.

Nach dem Frühstück am Meer ging die Reise weiter nach Leonidio, dem Dorf, von dem die Kletterszene seit geraumer Zeit so schwärmt. Leonidio wird umrahmt von mächtigen Felsriegeln, die in der Sonne glänzen und unfassbar viel Kletterpotential erahnen lassen. Die meisten Felsen sind südseitig ausgerichtet. Der Kletterspot „Mars“ versprach aber Schatten und ein Paradies aus Sintern, Tufas und Stalaktiten, sodass wir die 20 Minuten Zustieg in Kauf nahmen.

 

Wir realisierten aber schnell, dass hier das Klettern eine sehr hohe Popularität genoss. Die Einsamkeit am Fels war vorbei, aber die Auswahl groß und abwechslungsreich. Aus aller Länder kommen sie zusammen, die Felsfetischisten, aber das ist sowas von verständlich, genau deswegen waren ja auch wir dort: steile Ausdauerhammer, knifflige Wandklettereien, Löcher in allen Größen und Tiefen, kompakter Fels zwischen gelb, rot und grau, das alles wartet nur, bestiegen zu werden, die eindrückliche Kletterei dort lässt Kletterherzen hüpfen. Der Besuch der Twin Caves am folgenden Tag bestätigte diesen Eindruck, einfach zu Recht gerade hip und trendy. Ein paar Wochen hier könnte man getrost ohne Langeweile verbringen. Ein Tipp: Unbedingt eine leckere Pizza und einen griechischen Salat in der Pizzeria „En Leonidio“ essen und die griechische Gastfreundschaft in vollen Zügen genießen!

 

 

 

Eile mit Weile, so rasteten wir erstmal nach 2 Tagen Sinterzwickerei ausgiebig in Fokiano, einer der schönsten Buchten am Peloponnes, bis es anfing zu regnen. Von dort wurde in den letzten Jahren eine Küstenstraße direkt nach Kyparissi gesprengt. Auch wenn das Landschaftsbild dadurch sehr verändert wurde, ist dadurch das kleine Fischerdorf und nebenbei ein weiteres fantastisches Kletter-Eldorado komfortabel zu erreichen.

 

Auch dieses Örtchen ist umrahmt von grandiosen Felsriegeln mit sehr hohem Erschließungsmöglichkeiten für Klettern mit ständigem Blick auf das Meer. Im Sektor Watermill verbrachten wir einen wirklich grandiosen Klettertag. Babala, der „world-class crag for very hard climbing“ schaut einfach nur genial aus und die Sektoren Kastraki und Playground verprechen ebenso Kletterei in den gemäßigten Schwierigkeitsgraden.

Wir kommen wieder, so unser Schluss. So ließen wir uns entspannt von dem etwas unentspannten Wetter weiter südlich treiben, dümpelten durch die kleinen Bergdörfer, schlossen Bekanntschaften mit süßen Hundewelpen, streunenden Katzen und netten Griechen, die uns mit selbstgebackenen Gemüsestrudel und ungenießbaren Wein beschenkten, warteten geduldig, bis Hirten ihre Schafherden über die Straße trieben und zwängten uns durch abenteuerlich angelegten Straßen, bis wir letztendlich in Vlychada landeten. Auch wenn wir die erste Tageshälfte wegen den heftigen Regenfällen im Auto ausharrten, wurden wir ab Mittag von toller Kletterei direkt am Meer in einer einsamen wunderschönen Bucht belohnt. Wahrlich ein Traumspot.

 

 

In der historischen und absolut sehenswerten Stadt Monemvasia ließen wir uns abends noch einmal von Sehenswürdigkeiten und typisch griechischen Köstlichkeiten verwöhnen. Da die starken Regenfälle im Süden anhalten sollten, brachen wir gen Norden auf. Zunächst ging es schleppend, da wir noch in ein heftiges Unwetter gerieten und uns durch die 30 cm Hagelkörner auf der Straße kämpfen mussten. Dann jedoch zügig, sodass wir gegen Mittag am folgenden Tag die Klöster und beeindruckenden Felsformationen in Meteora bestaunen durften. In anmutiger Stimmung ließen wir uns von der einzigartigen Landschaft beeindrucken und den Sonnenuntergang herbeikommen.

 

 

Die Wettervorhersage versprach trockene Verhältnisse für die kommenden Tage. Aber es kommt bekanntlich anders, und zweitens als man denkt, so holten uns am nächsten Morgen die Regentropfen auf dem Autodach aus dem Schlaf. Die Temperaturen lagen bei 10°C, der Fels war in den in der Nähe befindlichen Klettergebieten Mouzaki und Pyli ebenfalls nass, so wurde nur kurz gehadert und lang ins Auto gesetzt, um am nächsten Tag in dem Klettergarten Warmbad bei Villach in vertrauter Wandkletterei auf Leisten und Löchern diese Erkundungsfahrt gebührend abzurunden. Zuhause ist es eben auch schön.

Zusammenfassend war diese Erkundungsfahrt sehr bereichernd, nicht nur hinsichtlich eines Überblicks über das riesige Kletterpotential in Griechenland, sondern durchaus auch, um die eigenen Vorurteile von „den Griechen“ abzubauen und einen kleinen Einblick in ihre Lebenskultur zu bekommen. Egal, wo wir auftauchten, wir wurden stets herzlich, hilfsbereit und mit großem Interesse empfangen. Hinsichtlich des ökologischen Fußabdruck sind die knapp 4000 km mit dem Auto aber durchaus zu hinterfragen und wir müssen umso mehr dankbar dafür sein, dass wir das Privileg haben, eine solche unbeschwerte Zeit erleben zu dürfen! Wie dem auch sei, die traute Zweisamkeit von Timo und Felix eröffnete darüber hinaus ein großes Diskussionspotential und so war ihre gemeinsame Zeit auf jeden Fall höchst persönlich bereichernd und ein gutes Teambuilding.

Wir von Freiluftleben sind begeistert von Griechenland, ihrer Gastfreundlichkeit und herzlich offenen Art und bieten ab 2018 sowohl Klettereisen nach Leonidio-Kyparissi als auch nach Kalymnos an.

Nach über 4000 km „on the road“, hier nochmal eine Übersicht der 13 Etappen.

  1. Salzburg-Osp, ca 370km / 4h [Slowenische Vignette Monat: 30 €, Maut Tunnel: 19 €]
  2. Osp-Ancona, ca. 530km / 6h [Maut Autobahn: ca. 37 €]
  3. Ancona-Patras (Fähre, ca. 850km / 22h) [pro Person 115€]
  4. Patras – Alepochori, ca 40km / 1h
  5. Alepochori-Mavrosouvala-Athen ca. 350km / 4+1h [Maut Autobahn: ca. 20€]
  6. Athen-Nafplio ca. 140km / 2,5h [Maut Autobahn: ca. 7€]
  7. Nafplio-Leonidio ca. 80km, ca. 2h
  8. Leonidio-Kyparissi ca. 60km, ca. 1,5h
  9. Kyparissi-Vlychada ca. 35km, ca. 1h
  10. Vlychada-Monemvasia, ca. 35km, ca. 1h
  11. Monemvasia-Meteora, ca. 650km, ca. 8h
  12. Meteora-Skopje-Belgrad-Zagreb-Ljubljana-Villach ca. 1500km / 16h
  13. Villach-Salzburg ca. 180km / 2,5h

INFOS ZU KLETTEREIEN IN GRIECHENLAND

Kletterführer „Greece. Sport Climbing: The Best of“ (2017) von Aris Theodoropoulos
Kletterführer „Leonidio Climbing Guidebook“ (2016) von Pánjika Cooperative Climbing (erhältlich in ihrem Café direkt in Leonidio)