Gedanken zur Krise – Chance der Veränderung

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März 2020. Corona wandert durch die Welt. Wir sind mehr oder weniger in Quarantäne. Manche können die Situation ganz entspannt sehen, viele jedoch haben existenzielle Sorgen, Panik, Angst vor der Krankheit, Angst vor der Zukunft. Verständlich, wenn der Hahn auf einmal zugedreht wird, aber der Abfluss weiterhin offen bleibt. Unser Wirtschaftsverständnis wird wahrhaftig auf die Probe gestellt.

Die politischen Maßnahmen in der Corona-Krise sind zwar einschneidend und berühren unsere Auffassung von Freiheit, aber wir unterstützen sie natürlich. In ihnen zeigt sich Solidarität und gesellschaftliche Verantwortung.

„Die Mehrheit steht vor einem kritischen Lebensereignis.“

Manche werden sicherlich von der Situation auch wirtschaftlich profitieren können, aber die Mehrheit der Menschen und Institutionen steht erstmal vor einem großem kritischen Lebensereignis: Große Unternehmen, kleine Unternehmen. Einzelunternehmer*innen, Selbstständige, Künstler*innen, Lehrer*innen und und und, aber auch, Kinder, Jugendliche, Senior*innen, Familien, Alleinstehende, Obdachlose und all die anderen Menschen in ohnehin prekären  Lebenssituationen. Die Politik wird gefordert sein, um wirtschaftliche Verluste und persönlichen Krisen etwas abzufedern, vieles wird jedoch an die Grenzen gehen.

Die Effekte auf einer individuellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Ebene werden derzeit hoch spekuliert und werden natürlich auch uns betreffen. Wir sind auf jeden Fall gespannt, wie sich die Situation entwickeln wird…

Wie gehen wir mit der Corona-Auszeit um?
Klar, Freiluftleben als Unternehmen muss sich erst einmal durch den plötzlichen Einbruch der Nachfrage der wirtschaftlichen Diskussion stellen und kurzfristig nach Möglichkeiten suchen, wie die fehlenden Einnahmen kompensiert und die laufenden Verpflichtungen auch weiterhin erfüllt werden können. Es geht um Geld, Investitionen und das Skizzieren von Liquiditätsszenarien. Wir sitzen alle im gleichen Boot,  jede*r Unternehmer*in stellt sich wohl gerade die ähnlichen Fragen.

Der Markt stürzt sich momentan auf die digitale Welt, Bildungsinstitutionen und Unternehmen optimieren sich auf die Onlinearbeit, im Sekundentakt flattern Newsletter mit neuen Möglichkeiten der Informations-und Kommunikationstechnologien ins Postfach, wir hängen viel vor den Bildschirmen herum, Skype, Zoom, whereby, livestreaming etc sind unsere aktuellen Begegnungs- und Bildungsräume. Sollten wir vielleicht auch auf virtuelle Hochtourenkurse oder Glocknerführungen umschwenken? Eine Online-Akademie einführen und digitale Produkte vermarkten? Vielleicht kommt diese Zeit, aber…

…noch bleiben wir dabei: Freiluftleben möchte in erster Linie gemeinsam draußen unterwegs sein, an der frischen Luft, am Berg, im Kontakt mit Natur und Mensch. Wir freuen uns sehr darauf, wenn wir einander bald wieder begegnen und begleiten können.

Wie können wir etwas bewegen?
Wir vergessen manchmal, dass nicht nur mit Geld etwas bewegt werden kann. Durch die Corona-Krise werden zwar plötzlich nahezu all unsere Wirkstätten (= Einnahmequellen) versperrt, aber wir bekommen zumindest eine andere Währung, das Mittel „Zeit“ zur Verfügung, über die wir selbst bestimmen können. Ich muss gerade kein HomeOffice im Schlafzimmer erledigen und muss nebenher drei Kinder in einer Plattenbauwohnung ohne Balkon bei Laune halten. Ich bin gerade nicht allein in einem Flüchtlingscamp, weit weg von meiner Familie und meinem Zuhause, ohne jegliche Perspektive. So sind wir sehr dankbar für dieses Privileg und begeben uns gleichzeitig in Demut gegenüber vielen anderen Menschen, die es weitaus härter trifft, höhere Ausgaben stemmen müssen und eine viel größere Verantwortung auch ihren Familien oder Angestellten gegenüber haben in dieser herausfordernden Zeit. Ich habe eher (noch) Luxusprobleme…

Wir werden unser Bestes tun, die Zeit so sinnvoll wie möglich zu gestalten, sie für uns erfüllend zu befüllen, uns gegenseitig zu unterstützen und etwas davon zu geben, einen aktiven Beitrag für die Gesellschaft leisten, jetzt und in Zukunft.

Ich denke, unsere Angst sollte uns jetzt nicht in Panik und in die Flucht in vermeintliche Sicherheiten führen. Um unsere Angst und somit uns selbst besser kennenzulernen, können wir nun diesen Retreat persönlich für uns nutzen. Lasst uns einen inneren Dialog führen. Die aktuelle Corona-Askese ist prädestiniert dazu. Wir brauchen unsere Angst, ob beim Klettern, Bergsteigen, im Alltag oder in Krisen, aber wir dürfen uns nicht von ihr leiten lassen. Das Anliegen der Angst ist lediglich das Beschützen. Nicht aber das Verängstigen. Krisen sind Gefahr und Chance zugleich, Wendepunkte, Gelegenheiten, Entscheidungen. Jede krisis (gr Unsicherheit) birgt großes Potential für Entwicklungen und Veränderungen.

Ein kleiner Blick hinter den Vorhang:
Wir befinden uns viel im Austausch miteinander. Die Reflexion der Vergangenheit und die aktuellen Erfordernisse bewirken auch bei uns ein Umdenken, erschaffen neue Visionen, bestärken viele bisherigen Wege und zeigen gleichzeitig auf andere Richtungen. Wir lassen uns oft von der Illussion des linearen Wachstums verführen. Wir stellen wieder einmal Fragen für unsere Entwicklung: Wie können wir resilienter und somit zukunftsfähig sein? Wie können wir unsere Homepage ändern, inhaltlich und technisch, damit sie attraktiver für die Öffentlichkeit wird und gleichzeitig auch Inspiration sein kann? Wie können wir noch mehr gesellschaftliche Verantwortung tragen, globale Empathie zeigen? Wie sind die rechtlichen Rahmenbedingungen für unsere Ideen? Wie bleiben wir „liquide“? (…) Der Freiluftleben-ThinkTank bewegt sich gerade zwischen produktive Arbeitssessions und visionären Diskussionen.

„Krisen sind ein fester Bestandtteil von Entwicklung.“

Wir sind auch gefordert, einen veränderten Alltag zu gestalten. Die langen Weilen sind aber nicht langweilig. Das achtsame Aufeinander schauen und die intensive Zeit mit den Nächsten bereichert mich sehr. Ich erfreue mich z.B. an den schönen Geschichten, wenn z.B. Mieter freiwillig auf ihre Miete verzichten oder Aktionen wie Nachbarschaftshilfe.

Natürlich verfolge ich gespannt die aktuelle gesellschaftliche Diskussion, die Entwicklungen in der Wirtschaft und die Maßnahmen der Politik. Die Krise wird große Auswirkungen auf uns haben. Eine schmerzafte Zeit der Trauer, es werden noch viele Menschen wegen Corona sterben. Die Sorgen sind groß. Die Wirtschaft wird wohl zusammenbrechen und viele soziale Probleme auslösen. Unser Glauben an den neoliberalen Kapitalismus wird nun stark infrage gestellt. Ich hoffe aber nicht, dass die vorhandene bzw. entstehende Angst, Macht, Ungleichheiten und soziale Ungerechtigkeiten unsere Gesellschaft noch mehr spalten, sondern dass wir vielleicht nun doch mehr aufeinander zugehen werden.

Eine Zeit zum Sinnieren:
„Ich sitze gerade auf einer Bank, neben einem Baum, der bereits voller Knospen ist, erste frischgrüne Blätter blinzeln bereits hervor. Ich bilde mir sogar den sachten Duft des gelb blühende Busch hinter mir ein. Der Frühling kommt nach Salzburg. Uii, der Wind rauscht aber gehörig durch die Wipfel. Meine Blicke schweifen zu meinem Sohn, der zufrieden in seinem Kinderwagen schläft. Auf einmal merke ich, dass meine Finger von dem geschäftigen Tippseln schon ganz eiskalt geworden sind. Brr, kalt, grau und trüb ist es heute. Morgen wird das Wetter wieder schön. Die Zeit wird sicherlich nicht stehen bleiben.“

Das Wetter und die Natur lehrt uns jeden Tag etwas über die Zeit. Die Zeit verändert ständig und macht lebendig. Das Wetter ist in der Zeit, manchmal stabil, manchmal wechselhaft, manchmal erbarmungslos gewaltig, manchmal einfach perfekt. Wir können weder Zeit noch Wetter beeinflussen. Wir können aber selbst entscheiden, wie wir mit Zeit und Wetter umgehen.

Schlussbilder
Aktuell liegt ein relativ stabiles Corona-Hoch über der Welt. Die starke Hitzewelle fordert weltweit noch immer ihre Opfer. Aber bereits erste Kaltluft-Pfropfen kündigen frischen Wind und angenehmerer Luft an. Jede Wetterlage wird sich irgendwann ändern müssen, denn die Welt braucht ständige Instabilität, Krisen für ihre Balance. Sehen wir die Corona-Krise wie ein extremes Wetterphänomen, an welche wir uns ohnehin im Hinblick auf den Klimawandel gewöhnen sollten (zum Thema “Mögliche Klimaszenarien in der Zukunft” empfehle ich David Wallace-Wells). Krisen bringen zwar ersteinmal Zerstörung, Depression, Zweifel, brechen den Alltag auf. Aber schaffen somit auch Platz für Innovation und Wandel. Das ist der Weg der Entwicklung.

„Wir möchten die Zeit als Möglichkeit nutzen, Neues zukunftsfähig zu konstruieren.“

Der Mensch ist ja dann doch flexibel. Wenn es draußen ungemütlich wird, dann sucht er sich einen Unterschlupf und macht sich es eben drinnen gemütlich. Wer schoneinmal ein paar Tage eingeschneit wurde, weiß, wovon ich rede 😉

Ich ende mit hippen Tagphrasing: #flattenthecurve, #wirhaltenzusammen, also #stayathome bzw. #keepdistance beim #spazierengehen aus #respekt gegenüber risikogruppen und wichtigen gesundheits- und versorgungssysteme, #leavenoonebehind, aber auch, #staypositive, #carpediem, #setyourmind und #solidaritätzeigen, sprich,#machdasbestedraus, und schon vergeht die Zeit wie im #flow.

In diesem Sinne, viel Kraft und Erfolg beim Durchleben der Krise, bleibt Gesund und hört nicht auf, Pläne zu schmieden. Das Wetter wird sich wieder ändern, das ist gewiss ;).