Nach zwei Schlechtwettertagen gings bei starker Bewölkung und Nieselregen zur noch geschlossenen Leschaux Hütte. Der Blick in die Wand blieb uns aufgrund der Restwolken ziemlich lange verwehrt, weshalb wir die Colton MacIntyre erst am nächsten Tag kurz vor dem Einstieg erstmals zu Gesicht bekamen.
Der etwa knietiefe Sulzzustieg mitten in der Nacht konnte uns zwar nicht stoppen, jedoch empfindlich schwächen und so stiegen wir mit etwas geschlauchten Beinen in die 1200m hohe Nordwand der Grandes Jorasses ein. Die Verhältnisse waren bis auf den Zustieg und der Schlüsselseillänge empfunden; sehr gut. Wir hatten kaum Steinschlag und die Eisfelder hatten gutes Eis mit dünnen Streifen aus gepresstem Schnee.
Bei der Schlüssellänge entschieden wir uns für die Originalvariante. Im Nachhinein betrachtet wäre die Alexisvariante möglicherweise die bessere Wahl gewesen, da in unsere Länge kaum bis kein kletterbares Eis war und ich in technischer Kletterei 10m mehr wurschtelte als kletterte.
In weitere Folge blieben wir aufgrund von dem wenigen und immer mehr schmelzenden Eis in der links von uns liegenden Rinne, rechts im Fels. Diese Variante bremste uns zwar etwas, aber wo ein Wille dort auch ein Vorankommen. Nach einigen noch fordernden Mixedlängen kletterten wir, mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages im Rücken, den sehr lohnenden Ausstieg des Walkerpfeilers empor.
Über die Gipfelwechte drüber genudelt machten wir uns gleich auf den Weg ins Tal. Bis zur Boccalatte-Hütte würden wir es heute nicht mehr schaffen, das war uns klar, darum hielten wir nach einem geeigneten Platz zum biwakieren Ausschau und fanden ihn 200hm unter dem Gipfel in einer Randspalte. Ziemlich erschöpft setzte ich mich erstmals auf den Rucksack und nickte für ein Stündchen ein, bis wir doch vom Biwaksack und unserem Schlafsack Gebrauch machten und uns zusammenkauerten.
In der Früh gings mit langsam wieder wärmer werdenden Gliedern, bei der aktuellen Schneelage unproblematisch, mit anfänglich zwar etwas Bruchharscht, aber dann in gewohnt rutschender Manier, flott talwärts. Um 12 Mittag hingen unsere Füße wieder in einem Bach in Chamonix, das Material wurde zum trocknen aufgelegt und wir ließen die braunen Glasgefäße klingen.
Infos
www.chamonixtopo.com (Topo und Videos)
www.alpineexposures.com (Bericht)
GRAND CAPUCIN – Bonatti
Die übermäßige Motivation zum schinden wollte bei uns nach dieser Anstrengung nicht mehr aufkommen. Doch nach einem Tage Pause entschlossen wir noch einmal loszulegen. Diesmal ohne Eisgeräte dafür mit Kletterschuhen und Sonnenschein. Wir fuhren mit der Bahn von Chamonix über die Aiguille du Midi zur Torino Hütte und realisierten erst im Gespräch mit einem Bergführer, uns vielleicht doch etwas zu beeilen war es doch nun nach der langen Gondelei schon knapp 11 Uhr.
Nach zügigem Zusammenrichten genossen wir die ersten Längen der Zustiegsroute und dann der Route Rebuffat am Grand Capucin. Wir kletterten wie ersehnt bei Sonnenschein und in sagenhaft gutem Granit. Im Laufe der Tour machten sich immer mehr Wolken bemerkbar und trübte leicht den Tourengenuss. Die komplett nasse Schlüsselseillänge mussten wir leider technisch klettern, was etwas schade aber nicht zu ändern war. Das durchwachsene Wetter lies es kurz vor dem Gipfel auch noch etwas graupeln, es blieb aber alles in Maßen, weshalb die Tour weiten teils wirklich genial zu klettern war. Nach einer steilen Abseilfahrt gings zu unserem Rucksackdepot und weiters zurück zur Torino-Hütte.
Der Plan am nächsten Tag noch eine Tour zu klettern verwarfen wir spätestens als der Wecker läutete und so hieß es ab in die Heimat, schön wars, Chamonix wir kommen wieder.
>Kurse / Coaching für Mixed- und Eisgelände